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Song:Loriot - der farbberater Artist 
Album: Genres: 
Year: Length:94 sec

Lyrics:

M1: Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich wäre jetzt
ganz gerne allein.

M2: Wer sind Sie überhaupt?

M1: Mein Name ist Müller-Lüdenscheidt.

M2: Klöbner, Doktor Klöbner.

M1: Angenehm.

M2: Angenehm.

M1: Können Sir mir sagen, warum Sie in meiner Badewanne sitzen?

M2: Ich kam vom Ping-Pong-Keller und hatte mich in der Zimmer-nummer geirrt. Das Hotel ist etwas unübersichtlich.

M1: Aber jetzt wissen Sie, dass Sie in einer Fremdwanne sitzen
und baden trotzdem weiter.

M2: Von Baden kann nicht die Rede sein, ist ja kein Wasser in der Wanne.

M1: Als ich das Bad betrat saßen Sie im warmen Wasser.

M2: Aber Sie haben es ja wieder abgelassen.

M1: Weil Sie es eingelassen haben, Herr Doktor Klöbner. In meiner
Wanne pflege ich das Badewasser selbst einzulassen.

M2: Na, dann lassen Sie's doch jetzt ein.

M1: Mein Badewasser lasse ich mir ein, wenn ich es für richtig halte.

M2: Gewiss, natürlich.

M1: [Pfeift vor sich hin]

M2: Es sitzt sich recht kühl, einfach so in der Wanne.

M1: Ich sitze gern mal ohne Wasser in der Wanne.
M2: Ach.

M1: Was heißt 'ach'?

M2: Ach. Sie sagten, dass Sie gerne ohne Wasser in der Wanne
sitzen und ich meinte 'ach'.

M1: Aha.
M2: Ich hätte auch 'aha' sagen können, aber ich wollte meiner
Verwunderung darüber Ausdruck geben, dass Sie es vorziehen,
ohne Wasser in der Wanne zu sitzen.

M1: Herr Doktor Klöbner, ich leite eines der bedeutendsten Unter-
nehmen der Schwerindustrie und bin Ihnen in meiner Badewanne
keine Rechenschaft schuldig.

M2: Nein, nein.

M1: Ich entscheide persönlich, ob ich mit Wasser bade oder ohne.

M2: Ja, ja.

M1: Im übrigen sagte ich nur...

M2: Herr Müller-Lüdenscheidt...

M1: Bitte lassen Sie mich ausreden. Ich sagte, daß ich, wenn es
die Situation erfordert, durchaus in der Lage wäre, auch mal
ein Wannenbad ohne Wasser zu nehmen.

M2: Ja, ja.

M1: Und die Entscheidung darüber, ob ich mein Wannenbad mit oder
ohne Wasser zu nehmen habe, lasse ich mir von niemandem auf-drängen.

M2: Nein, nein.

M1: Auch nicht von Ihnen, Herr Doktor Klöbner.
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt, es wäre ja immerhin denkbar, dass es
gewisse Argumente gäbe, die dafür sprächen, jetzt Wasser ein-
laufen zu lassen.

M1: Wie wollen Sie das beurteilen?

M2: Mein Gott, ich bade ja nicht zum ersten Mal.

M1: So?

M2: Und nach meiner Erfahrung ist eben ein warmes Wannenbad mit
Wasser zweckmäßiger als ohne.

M1: Das ist Ihre ganz persönliche Meinung, Herr Doktor Klöbner.
Aber man darf ja wohl noch anderer Ansicht sein.

M2: Ach, was.

M1: Sie können Sich in meiner Wanne eine eigene Meinung überhaupt
nicht leisten.

M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!

M1: Herr Doktor Klöbner! Ich lasse jetzt das Wasser ein, wenn Sie
mich höflich darum bitten.

M2: Bitte.

M1: Höflich.

M2: Höflich.

M1: Na, also.

M2: Was machen Sie da?

M1: Ich lasse etwas kühleres Wasser ein.

M2: Das ist sehr aufmerksam, aber ich hätte doch gerne noch eine
Kleinigkeit von dem Heißen.

M1: Wenn ich jetzt einen Schuss von dem kalten dazunehmen könnte.

M2: Das war eine Idee zu viel.

M1: Ach.

M2: Ich glaube, noch ein paar Tropfen heißes und man könnte sich
einigen.

M1: Geht es so?

M2: Oh, ja. Vielen Dank.

M1: Oh, bitte sehr. Die Ente bleibt draußen.

M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!

M1: Die Ente bleibt draußen!

M2: Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit einer Ente.

M1: Nicht mit mir.

M2: Ich kenne Sie ja erst seit heute.

M1: Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse ich das Wasser heraus.

M2: Das sind wohl die Erpressermethoden Ihrer Gangsterfirma.

M1: Herr Doktor Klöbner!

M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!

M1: Akademiker wollen Sie sein? Ha!

M2: Also, was ist jetzt?

M1: Ich lasse das Wasser heraus, wenn Sie die Ente hereinlassen.

M2: Ich nehme meine Ente herein.

M1: Wo ist der Stöpsel?

M2: Sie sitzen drauf. Wissen Sie eigentlich, dass viele Menschen
überhaupt kein Bad besitzen?

M1: Ach, Sozi sind Sie wohl auch noch?

M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!

M1: Herr Doktor Klöbner! Also lassen Sie die Ente in Gottes Namen
herein.

M2: Nein, mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht.

M1: Sie lassen sofort die Ente zu Wasser!

M2: Ich denke nicht daran.

M1: Dann tauche ich jetzt so lange, bis Sie die Ente zu Wasser lassen.

M2: Bitte sehr.

M1: Es ist mir ernst! Ich zähle bis drei. Eins, zwei, drei...
mhhhhhhhh...

M2: Da sind Sie ja schon wieder.

M1: Jawohl.

M2: Passen Sie mal auf!

M1: Herr Doktor Klöbner? Hören Sie? Wenn Sie nicht sofort auf-
tauchen, verlasse ich die Wanne. Die Luft anhalten kann jeder.

M2: Was sagen Sie nun?

M1: Sie langweilen mich.

M2: Aber ich kann länger als Sie.

M1: Es gibt wichtigeres im Leben.

M2: Was denn?

M1: Ehrlichkeit, Toleranz...

M2: Ja.

M1: Mut, Anstand...

M2: Ja. Ja.

M1: Hilfsbereitschaft...

M2: Ja.

M1: Tüchtigkeit, Zähigkeit...

M2: Ja.

M1: Sauberkeit...

M2: Aber ich kann länger als Sie.

M1: Es kommt auf den Charakter an.

M2: Aber ich kann länger als Sie.

M1: Und das glaube ich ihnen nicht.

M2: Dann tauchen wir jetzt gleichzeitig.

M1: Wie Sie wünschen.

M2: Das werden wir ja sehen.

M1: Das werden wir sehen.

M2: Ich habe schon ganz verschrumpelte Finger.

M1: Ich auch.

M2: Also. Eins, zwei!

M1: Drei... mhhhhhh...

M3: Ist hier jemand? Hallo? Entschuldigen Sie, ist das hier
Zimmer 107?




 

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