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Songs | Albums | Album Arts
Song: | Loriot - bayreuther pausengespräch |
Artist | |
Album: | | Genres: | |
Year: | | Length: | 95 sec |
Lyrics:
M1: Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich wäre jetzt ganz gerne allein.
M2: Wer sind Sie überhaupt?
M1: Mein Name ist Müller-Lüdenscheidt.
M2: Klöbner, Doktor Klöbner.
M1: Angenehm.
M2: Angenehm.
M1: Können Sir mir sagen, warum Sie in meiner Badewanne sitzen?
M2: Ich kam vom Ping-Pong-Keller und hatte mich in der Zimmer-nummer geirrt. Das Hotel ist etwas unübersichtlich.
M1: Aber jetzt wissen Sie, dass Sie in einer Fremdwanne sitzen und baden trotzdem weiter.
M2: Von Baden kann nicht die Rede sein, ist ja kein Wasser in der Wanne.
M1: Als ich das Bad betrat saßen Sie im warmen Wasser.
M2: Aber Sie haben es ja wieder abgelassen.
M1: Weil Sie es eingelassen haben, Herr Doktor Klöbner. In meiner Wanne pflege ich das Badewasser selbst einzulassen.
M2: Na, dann lassen Sie's doch jetzt ein.
M1: Mein Badewasser lasse ich mir ein, wenn ich es für richtig halte.
M2: Gewiss, natürlich.
M1: [Pfeift vor sich hin]
M2: Es sitzt sich recht kühl, einfach so in der Wanne.
M1: Ich sitze gern mal ohne Wasser in der Wanne. M2: Ach.
M1: Was heißt 'ach'?
M2: Ach. Sie sagten, dass Sie gerne ohne Wasser in der Wanne sitzen und ich meinte 'ach'.
M1: Aha. M2: Ich hätte auch 'aha' sagen können, aber ich wollte meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben, dass Sie es vorziehen, ohne Wasser in der Wanne zu sitzen.
M1: Herr Doktor Klöbner, ich leite eines der bedeutendsten Unter- nehmen der Schwerindustrie und bin Ihnen in meiner Badewanne keine Rechenschaft schuldig.
M2: Nein, nein.
M1: Ich entscheide persönlich, ob ich mit Wasser bade oder ohne.
M2: Ja, ja.
M1: Im übrigen sagte ich nur...
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt...
M1: Bitte lassen Sie mich ausreden. Ich sagte, daß ich, wenn es die Situation erfordert, durchaus in der Lage wäre, auch mal ein Wannenbad ohne Wasser zu nehmen.
M2: Ja, ja.
M1: Und die Entscheidung darüber, ob ich mein Wannenbad mit oder ohne Wasser zu nehmen habe, lasse ich mir von niemandem auf-drängen.
M2: Nein, nein.
M1: Auch nicht von Ihnen, Herr Doktor Klöbner. M2: Herr Müller-Lüdenscheidt, es wäre ja immerhin denkbar, dass es gewisse Argumente gäbe, die dafür sprächen, jetzt Wasser ein- laufen zu lassen.
M1: Wie wollen Sie das beurteilen?
M2: Mein Gott, ich bade ja nicht zum ersten Mal.
M1: So?
M2: Und nach meiner Erfahrung ist eben ein warmes Wannenbad mit Wasser zweckmäßiger als ohne.
M1: Das ist Ihre ganz persönliche Meinung, Herr Doktor Klöbner. Aber man darf ja wohl noch anderer Ansicht sein.
M2: Ach, was.
M1: Sie können Sich in meiner Wanne eine eigene Meinung überhaupt nicht leisten.
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!
M1: Herr Doktor Klöbner! Ich lasse jetzt das Wasser ein, wenn Sie mich höflich darum bitten.
M2: Bitte.
M1: Höflich.
M2: Höflich.
M1: Na, also.
M2: Was machen Sie da?
M1: Ich lasse etwas kühleres Wasser ein.
M2: Das ist sehr aufmerksam, aber ich hätte doch gerne noch eine Kleinigkeit von dem Heißen.
M1: Wenn ich jetzt einen Schuss von dem kalten dazunehmen könnte.
M2: Das war eine Idee zu viel.
M1: Ach.
M2: Ich glaube, noch ein paar Tropfen heißes und man könnte sich einigen.
M1: Geht es so?
M2: Oh, ja. Vielen Dank.
M1: Oh, bitte sehr. Die Ente bleibt draußen.
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!
M1: Die Ente bleibt draußen!
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit einer Ente.
M1: Nicht mit mir.
M2: Ich kenne Sie ja erst seit heute.
M1: Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse ich das Wasser heraus.
M2: Das sind wohl die Erpressermethoden Ihrer Gangsterfirma.
M1: Herr Doktor Klöbner!
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!
M1: Akademiker wollen Sie sein? Ha!
M2: Also, was ist jetzt?
M1: Ich lasse das Wasser heraus, wenn Sie die Ente hereinlassen.
M2: Ich nehme meine Ente herein.
M1: Wo ist der Stöpsel?
M2: Sie sitzen drauf. Wissen Sie eigentlich, dass viele Menschen überhaupt kein Bad besitzen?
M1: Ach, Sozi sind Sie wohl auch noch?
M2: Herr Müller-Lüdenscheidt!
M1: Herr Doktor Klöbner! Also lassen Sie die Ente in Gottes Namen herein.
M2: Nein, mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht.
M1: Sie lassen sofort die Ente zu Wasser!
M2: Ich denke nicht daran.
M1: Dann tauche ich jetzt so lange, bis Sie die Ente zu Wasser lassen.
M2: Bitte sehr.
M1: Es ist mir ernst! Ich zähle bis drei. Eins, zwei, drei... mhhhhhhhh...
M2: Da sind Sie ja schon wieder.
M1: Jawohl.
M2: Passen Sie mal auf!
M1: Herr Doktor Klöbner? Hören Sie? Wenn Sie nicht sofort auf- tauchen, verlasse ich die Wanne. Die Luft anhalten kann jeder.
M2: Was sagen Sie nun?
M1: Sie langweilen mich.
M2: Aber ich kann länger als Sie.
M1: Es gibt wichtigeres im Leben.
M2: Was denn?
M1: Ehrlichkeit, Toleranz...
M2: Ja.
M1: Mut, Anstand...
M2: Ja. Ja.
M1: Hilfsbereitschaft...
M2: Ja.
M1: Tüchtigkeit, Zähigkeit...
M2: Ja.
M1: Sauberkeit...
M2: Aber ich kann länger als Sie.
M1: Es kommt auf den Charakter an.
M2: Aber ich kann länger als Sie.
M1: Und das glaube ich ihnen nicht.
M2: Dann tauchen wir jetzt gleichzeitig.
M1: Wie Sie wünschen.
M2: Das werden wir ja sehen.
M1: Das werden wir sehen.
M2: Ich habe schon ganz verschrumpelte Finger.
M1: Ich auch.
M2: Also. Eins, zwei!
M1: Drei... mhhhhhh...
M3: Ist hier jemand? Hallo? Entschuldigen Sie, ist das hier Zimmer 107?
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