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Song:Gib mir Musik
Album:LebenszeichenGenres:Songwriter
Year:1997 Length:396 sec

Lyricist: Reinhard Mey

Lyrics:

In der zugigen Markthalle, die auf meinem Schulweg lag,
War ein kleiner Plattenladen, bei dem lief den ganzen Tag
Ein Zehn-Schellack-Plattenwechsler, und dabei war auch ein Lied,
So ein Lied, wo es dich packt, dass du nicht weisst, wie Dir geschieht.
Und da stand ich starr und hoerte und mir blieb gar keine Wahl:
Ich musst' es wieder hoer'n und wieder und nochmal und noch einmal.
Aber dafuer hiess es warten: Zehn Lieder hin und zehn zurueck,
Jedesmal 'ne knappe Stunde fuer knapp drei Minuten Glueck.
Das gab AErger in der Schule, doch ich hab' mich nicht beschwert,
Die Musik war all die Nerverei und alle Schlaege wert!
 
Gib mir Musik! Alles Gemeine ist verklungen,
All die Haenselei'n, die Misserfolge, die Demuetigungen.
Die bitt're Niederlage ist in Wirklichkeit ein Sieg.
Gib mir Musik! (x4)
 
In der ersten Fruehmaschine zwischen Frankfurt und Berlin,
Eingekeilt zwischen zwei Businessmen, das Fruehstueck auf den Knie'n,
Den Walkman auf den Ohren, die Musik ist klar und laut,
Und ich wag' es kaum zu atmen, und ich spuer' die Gaensehaut,
Wie ein maecht'ger Strom von Waerme mich mit der Musik durchfliesst,
Wie mir ploetzlich, unwillkuerlich Wasser in die Augen schiesst.
Und ich weiss ich hab' natuerlich kein Taschentuch im Jackett,
Und ich wein' einfach drauflos und auf mein Fruehstueckstablett.
Links und rechts die Nadelstreifen und ich heulend mittendrin.
Ob die Guten sich wohl vorstellen koennen, wie gluecklich ich bin?
 
Gib mir Musik, um mir ein Feuer anzuzuenden,
Um die dunklen Tiefen meiner Seele zu ergruenden,
Meine Lust und meine Schmerzen, Narben, die ich mir selbst verschwieg.
Gib mir Musik! (x4)
 
In die leere Hotelhalle heimwaertsstolpern, nachts um drei.
Noch ein Abend voller Lieder, noch ein Fest ist jetzt vorbei.
Der Portier doest hinterm Tresen, soll es das gewesen sein?
Noch ganz kurz zusammensitzen, das letzte, letzte Glas Wein...
Und jetzt steht da dies Klavier und Manni rueckt den Sessel ran,
Streicht ganz sacht ueber die Tasten, faengt zu spielen an und dann
Laesst er Toene funkeln, perlen und wie Sternenstaub aufweh'n,
Laesst die Melodien fliessen, laesst kleine Wunder gescheh'n.
Und er ruehrt dich und er schuert dich und zerreisst dich Ton fuer Ton,
Bis du glaubst, dein Herz zerspringt in einer Freudenexplosion!
 
Gib mir Musik! Die Traeume, die laengst aufgegeben,
Verschuettet in mir verdorr'n, beginnen wieder aufzuleben,
Und ich weiss, dass ich jede verlor'ne Chance noch einmal krieg'.
Gib mir Musik! (x4)
(x3)
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