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Song:Mein Berlin
Album:Mit Lust und LiebeGenres:Songwriter
Year:1991 Length:397 sec

Lyricist: Reinhard Mey

Lyrics:

Ich weiss, dass auf der Strasse hier kein einzger Baum mehr stand,
Ruinen in den Himmel ragten, schwarz und leergebrannt.
Und ueber Bombenkrater ging ein Wind von Staub und Russ.
Ich stolperte in Schuhen, viel zu gross fuer meinen Fuss,
Neben meiner Mutter her, die Feldmuetze ueber den Ohrn,
Es war Winter 46, ich war vier und hab gefrorn,
Ueber Truemmerfelder und durch Waelder von vergluehtem Stahl.
Und wenn ich heut' die Augen schliesse, seh ich alles noch einmal.

Das war mein Berlin.
Den leeren Bollerwagen uebers Kopfsteinpflaster ziehn,
Das war mein Berlin.

Da warn Schlagbaeume, da waren Strassensperren ueber Nacht,
Dann das Droehnen in der Luft, und da war die ersehnte Fracht
Der Dakotas und der Skymasters, und Sie wendeten das Blatt.
Und wir ahnten, die Voelker der Welt schauten auf diese Stadt.
Da warn auch meine Schultage in dem roten Backsteinbau,
Lange Struempfe, kurze Hosen, und ich wurd und wurd nicht schlau.
Dann der Junitag, als der Potsdamer Platz in Flammen stand,
Ich sah Menschen gegen Panzer kaempfen mit der blossen Hand.

Das war mein Berlin.
Menschen, die im Kugelhagel ihrer Menschenbrueder fliehn.
Das war mein Berlin.

Da war meine 'Sturm- und Drangzeit', und ich sah ein Stueck der Welt,
Und kam heim und fand, die Haelfte meiner Welt war zugestellt,
Da warn Fenster hastig zugemauert und bei manchem Haus
Wehten zwischen Steinen noch die Vorhaenge zum Westen raus.
Wie oft hab ich mir die Sehnsucht, wie oft meinen Verstand,
Wie oft hab ich mir den Kopf an dieser Mauer eingerannt.
Wie oft bin ich dran verzweifelt, wie oft stand ich sprachlos da,
Wie oft hab ich Sie gesehn, bis ich Sie schliesslich nicht mehr sah!
Das war mein Berlin.
Wachtuerme, Kreuze, verwelkte Kraenze, die die Stadt durchziehn.
Das war mein Berlin.

Da warn die sprachlosen Jahre, dann kam die Gleichgueltigkeit,
Alte Narben, neue Wunden, dann kam die Zerrissenheit.
70er Demos und die 80er Barrikaden, Kreuzberg brennt!
An den Hauswaenden Graffiti: Steine sind kein Argument.
Hab ich nicht die Muedigkeit und die Enttaeuschung selbst gespuert?
Habe ich nicht in Gedanken auch mein Buendel schon geschnuert?
All die Reden, das Taktieren haben mir den Nerv geraubt,
Und ich hab doch wie ein Besessner an die Zukunft hier geglaubt.

Das war mein Berlin.
Widerstand und Widersprueche, Wirklichkeit und Utopien.
Das war mein Berlin.

Ich weiss, dass auf der Strasse hier kein einzger Baum mehr stand,
Ruinen in den Himmel ragten, schwarz und leergebrannt.
Jetzt steh ich hier nach so viel Jahrn und glaub es einfach nicht.
Die Baeume, die hier stehn, sind fast genauso alt wie ich.
Mein ganzes Leben hab ich in der halben Stadt gelebt?
Was sag ich jetzt, wo ihr mir auch die andre Haelfte gebt?
Jetzt steh ich hier, und meine Augen sehen sich nicht satt
An diesen Bildern: Freiheit, endlich Freiheit ueber meiner Stadt!

Das ist mein Berlin!
Gibts ein schoenres Wort fuer Hoffnung, aufrecht gehen,
nie mehr knien!?

Das ist mein Berlin!




 

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