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Song:War ein guter Tag
Album:EinhandseglerGenres:Songwriter
Year:2002 Length:378 sec

Lyricist: Reinhard Mey

Lyrics:

Das war ein guter Tag, als ich in Rechnen eine Eins bekam!
Es traf mich wie ein Blitz, erstarrt in unglaeubigem Staunen.
Als ich aufstand und nach vorn ging und mein Heft entgegennahm
Ging durch die Baenke hinter mir ein Wispern und ein Raunen.
Soviel Worte, soviel Traenen, soviel Selbstvertraun verlorn,
Jetzt stand in meinem Heft der kleine, rote Tintenkringel!
Ein Kichern: Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn.
Ich lief rot an und heulte vor Glueck bis zur Pausenklingel.
An diesem Tag, da wars, als haett ich eine Ritterruestung an,
Da prallte alles ab, der Neid, die Haehme und das Klaeffen,
Da war ich unverwundbar, da wusst ich, heute kann
Mich durch kein Birkenblatt im Ruecken der Speer des Lehrers treffen.
Wie ein Triumpfzug war der Heimweg, der vor mir lag.
Das war ein guter Tag!
Das war ein guter Tag, als ich nach der Chorprobe mit ihr ging
Im Schneetreiben, den Weg von Hermsdorf bis nach Blankenfelde.
Wir sangen und erzaehlten, unser beider Atem hing
Wie kleine weisse Wort-Woelkchen hinter uns in der Kaelte.
Ich spuerte nicht den Wind, der in Gesicht und Haende schnitt,
Als wir, um uns zu waermen, uns bei den Armen nahmen.
Ihr zugewandt folgte ich ihren Worten, ihrem Schritt
Und als wir in der Daemmerung vor ihr Elternhaus kamen,
Kuesste Sie mich mit gespitzten Lippen auf den Mund,
Verstohlen, ohne Warnung, beinahe wie aus Versehen
Und liess mich lachend stehn und liess mich sprachlos und weidwund
Den gleichen, langen Weg wieder zurueck nach Hause gehen,
Der tiefverschneit inzwischen in dunkler Winternacht lag.
Das war ein guter Tag!
Das war ein guter Tag, als in der Nacht das Kind nach Hause kam!
Nach all den AEngsten, da hatt ich gut den Gelassnen spielen.
Als ich ihn wortlos an der Haustuer in die Arme nahm,
Wie alle Sorgen, alle Qualen da von uns abfielen!
Das bange auf-die-Uhr-Sehn: Wo er sich jetzt noch rumtreibt?
Na, das wird ihm noch leidtun, na, das wird er noch bedauern,
Na, der kann was erleben! Wo er nur so lange bleibt?
Auf seinen Schritt im Flur, ein Geraeusch auf der Strasse lauern.
Lass ihn jetzt heimkommen, egal, ich kann alles verzeihn,
Den AErger, das Minutenzaehln, das kummervolle Wachen!
Lass ihn nur heimkommen, lass ihm nichts zugestossen sein!
Ich sage keinen Ton, ich werd ihm keinen Vorwurf machen,
Ganz still werde ich sein, ich schwoer, dass ich nichts sag'!
Das war ein guter Tag!
Das ist ein guter Tag, der ueber den Daechern der Stadt aufgeht,
Wie all die unerwaehnten, in Erinnerung verschwommnen.
Denn auch ueber dem unscheinbarsten, alltaeglichsten weht
Der Hauch des Einzigen und das Versprechen des Vollkommnen
Ich bin bereit, zu lernen, seine Kostbarkeit zu seh'n,
Mich auf ihn einzulassen und ihm jede Chance zu geben,
Ich bin bereit, den langen Weg bis ans Ende zu geh'n
Und bis zum allerletzten Ton den Ausklang zu erleben.
Im Wissen, dass ich eines Tages nichts anderes mehr
Erbitten und ersehnen, dass ich gar nichts auf der Erde
So sehr wie einen neuen Morgen, eine Wiederkehr
Des unscheinbarsten, alltaeglichsten Tags erflehen werde.
Ich weiss, was ich sag -
Das ist ein guter Tag!
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