Der Herr Doktor Versaltzer Tanzt nächtlich den Walzer Mit Esther Einer kleinen Schwester Im Spital Durch die Abteilung Bronchien und Lungen Eng umschlungen Durch die Geistesgestörten Zum Kriegsversehrten- Saal
Der Herr Doktor Versaltzer Tanzt Walzer Gern ohne Orchester Aber auch die Schwester Liebt er sehr Und so tanzen sie zärtlich und innig Durch die Klinik Über Watte und Pillen Bazillen Ringsumher
In Zweihundertdrei stirbt Herr Meier In Zweihundertvier stirbt Frau Kraus Herr Meier hat eitrige Eier Frau Kraus hat vier Kinder zuhaus'
Frau Schultz nebenan hat ein Brustkarzinom Und jetzt spuckt sie noch Blut jede Nacht Und die kleine Marie hat die Epilepsie Dabei ist sie erst sieben oder acht
Und alle hört man sie stöhnen Denn sie könnten sich dran nicht gewöhnen Nur der Doktor Versaltzer tanzt Walzer Und trällert und lacht
Aber Esther Die Schwester Hält fester Den Doktor Und enger Und sie blickt ihm strenger Ins Gesicht Und sie lauscht mit bekümmern- Dem Wimmern In den Zimmern Ihre Augen beginnen zu schimmern Und sie spricht:
'Wie lang wollt ihr Ärzte, ihr lieben Den Tod nur verschieben? Wann setzt ihr euch endlich in Trab Und schafft ihn ab? Der Tod ist ist so grausam und gründlich Doch sicher überwindlich! Aber ihr handelt verlogen mit Drogen Der Tod selbst hat euch dazu erzogen Wobei ich aber auch zugeben muss Wenn der Tod eines Tages nicht wär' Dann wär's auch mit eurer Machtstellung Schluss Denn dann bräuchte man euch ja nicht mehr! Jawohl, der Tod hat für euch was kommodes Nicht wahr? Der bringt euch immer was ein Und darum seit ihr Ärzte auf der Seite des Todes Sonst könnt' dieser schrecklich willkürliche Widernatürliche Tod längst nicht mehr sein!'
Da lächelt der Doktor Doch stockt er Nicht eine Sekunde Er tanzt seine Runde Nach wie vor Und zertritt in den Fußbodenritzen Ein paar Spritzen Und dann presst er Die Schwester Und flüster ihr ins Ohr:
'Schau, dort kommt schon das Zimmer Wo wir beide immer Kampieren Zwischen den Klistieren Und dem Jod Du siehst vorher so blass und hysterisch aus Doch nachher frisch und rot! Ja, wir Ärzte sind auch für das Leben da Und nicht ausschließlich für den Tod!'